Drama, baby: Für ein bisschen mehr Ruhe im Alltag

Ich bin ein großer Fan von „Einfach mal den Mund halten, wenn einem eh nichts Gutes einfällt“. Sollten mehr Leute machen.

Wir alle ärgern uns regelmäßig im Alltag. Ich ärgere mich über Radfahrer, die auf engen Wegen mit einem Affentempo und teils quietschenden Reifen an mir und dem Hund vorbeirasen statt uns mit einem kurzen Klingeln zu warnen und für die 15 Sekunden einfach langsamer zu machen (Nebenbei: Wenn ihr zu den Personen gehört, die warnen, langsam machen und sich dann sogar dafür bedanken, dass wir zur Seite gehen – ihr macht meinen Tag immer ein bisschen schöner). Andere ärgern sich über Staus, verspätete Züge oder die langen Wartezeiten beim Arzt. Gründe gibt’s viele. Und viele geben ihrem Ärger Ausdruck. Lautstark. Energisch. Oft aggressiv.

Auf zwei weißen Kommoden steht ein weißer Drahtkorb mit grünen Pflanzen. Daneben zwei mit Wasser und Sträuchern gefüllte Flaschen.

Natürlich frustriert es, wenn der Zug schon wieder auf offener Strecke stehen bleibt und die Minuten der Verspätung stetig steigen, vor allem wenn man Zeitdruck hat. Aber, das frage ich mich nahezu jeden Tag auf’s Neue, warum muss man dann lautstark rummeckern und andere Fahrgäste, Zugbegleiter oder andere anpöbeln? Es wird an der Situation nichts ändern und die genannten Personen sind höchstwahrscheinlich mindestens genauso wenig begeistert. Eine Verkettung von Zufällen, die zu einem ungünstigen Ergebnis für eine oder mehrere Person führt, ist das, was wir auch Pech nennen. Und oftmals liegt es nicht in unserer Macht etwas daran zu ändern. Was wir aber ändern können, ist wie wir damit umgehen. Keiner erwartet, dass man solche Situationen mit breitem Lächeln und bester Laune meistert. Aber andere dafür anzugreifen, die genauso wenig daran ändern können, ist nicht nur vollkommen irrational, sondern auch Selbstsabotage – der eigene Tag wird dadurch nicht besser und schlimmstenfalls verschlimmert es die Situation nur noch.

Auch wenn ich dieses Verhalten nur mit Kopfschütteln betrachten kann und nervig finde, schockiert es mich aber am meisten, dass Menschen oft genug die vermeintlichen Verursacher ihres Pechs angreifen. Ein Personenschaden im Zug ist tragisch und ich halte es für eine der rücksichtslosesten Arten zu gehen, aber wer – wirklich welche Person mit klarem Verstand – kann denken, dass es irgendwem hilft, wenn man sich lautstark im Abteil darüber beschwert? Damit beweist man in aller Offenheit, dass man schlichtweg ein rücksichtsloses Arschloch ist.

Genauso verhält es sich auch, wenn man – oh Schreck! – im Alltag auf andere Rücksicht nehmen muss. Die Abfahrt dauert schlimmstenfalls eine Minute länger, weil der Fahrer einem Rollstuhlfahrer in den Bus hilft? Für Leute mit Kinderwagen Platz machen? Wenigstens versuchen einer nicht deutsch sprechenden Person auf Englisch oder klar gesprochenem Hochdeutsch zu antworten? Allein im letzten Monat habe ich miterlebt wie Menschen sich wegen solcher Nichtigkeiten in Rage steigern und Personen verbal angreifen. Es ist nicht nur lächerlich, dass sie damit unnötigerweise unhöflich und rücksichtslos sind – nein, die Situation hätte nur einen Bruchteil der Zeit beansprucht, hätte man keinen Stress angefangen.

Oft genug handeln die Menschen dabei nicht nur gegen ihren Verstand (und Menschlichkeit), sondern steigern sich auch in abartige Machtkämpfe hinein. Letztlich weisen die meisten dieser Vorkommnisse ein Machtgefälle auf – zwischen dem König Kunde und dem Untertan Fachkraft, zwischen „benachteiligten“ Personen, die auf die Hilfe anderer angewiesen sind, und denen, die diesen Umstand zur Erniedrigung nutzen. Ist ja auch praktisch, seinen Frust an einer Person auszulassen, die nahezu keine Möglichkeit hat sich wirklich zu wehren. Jeder, der schon mal in irgendeiner Form von Kundenservice gearbeitet hat, weiß, welche perverse Freude so manche Menschen daran haben, einem das Leben schwer zu machen.

Es ist groß geträumt und mit einem einzigen Blogbeitrag wird man nicht die Welt verändern – aber ich erhoffe mir nicht nur von mir selbst, sondern auch von jeder Person, die das liest, von dir, dass man erst einmal kurz in sich geht, bevor man seinem Ärger und Frust ausufern lässt. Ändert es irgendwas, wenn ich meine Wut einfach rauslasse? Kann die Person hier etwas für die unglücklichen Umstände? Kann sie überhaupt etwas daran ändern? Ist das ganze Geschehen hier wirklich so schlimm, wie es mir gerade vorkommt? Habe ich hier überhaupt das Recht, mich in den Vordergrund zu drängen und mich zum Mittelpunkt des Unglücks zu machen?

Ein bisschen Empathie für andere und die Realisierung, dass sich nicht alles um einen selbst dreht, machen letztlich nicht nur den Menschen um einen herum das Leben schwer, sondern gerade einem selbst. Oder, um es einfacher zu sagen: Chill dein Leben.

Veröffentlicht von

Sirona Viola

Sirona Viola ist Content Strategist und leidenschaftlicher Social Media Nerd mit einer Schwäche für Kaffee.

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