Fit für Arbeit 4.0? – Die Skills der Zukunft

Die Digitalisierung ist nicht jedem geheuer, erst recht nicht in Deutschland. Und das ist verständlich, denn es liegt in der menschlichen Natur, Veränderungen kritisch gegenüber zu stehen. Veränderungen bringen unbekannte Variablen mit, stellen bewährte Strukturen auf die Probe und jagen uns damit aus unserer Komfortzone.

Sie bieten aber auch Chancen – im Fall der Digitalisierung eine langfristige Effizienzsteigerung, aber vor allem auch eine neue Definition des Begriffs „Arbeit“. Womit werde ich in Zukunft Geld verdienen? Was definiert eine sinnvolle Tätigkeit, wenn Jobs zunehmend automatisiert werden? Schon jetzt, vorangetrieben durch COVID-19, sitzen viele im Home Office und sehen sich mit der Frage konfrontiert: Wie wird meine Arbeit zukünftig aussehen?

Wir befinden uns schon seit Jahren im Umbruch. Doch dieser hat jetzt noch mehr Tempo aufgenommen. Die digitale Transformation ist ein fortlaufender Veränderungsprozess mit tiefgreifendem Einfluss auf uns als Einzelpersonen, auf uns als Gesellschaft, auf den Staat und die Wirtschaft. Da kann man nun in Panik geraten oder die Hände auf Augen und Ohren pressen und die Situation ignorieren bis man mit vollem Karacho gegen die Wand fährt – egal, für welche Variante man sich entscheidet, die Zukunft können wir dennoch nicht vorhersehen. Wir können spekulieren, Trends beobachten und versuchen einen educated guess zu formulieren. Wir können letztlich nur versuchen, uns bestmöglich vorzubereiten. Dann lässt man das auch fein mit der Karacho-Wand-Affäre – macht keinen Spaß, glaub’s mir.

educated guess:

a guess that is made using judgment and a particular level of knowledge and is therefore more likely to be correct

Cambridge Academic Content Dictionary © Cambridge University Press

Wenn ich jetzt einen educated guess formulieren müsste: Menschen werden in naher Zukunft als Arbeitnehmer nicht ersetzt werden, ihre Aufgabenstellungen und Verantwortlichkeiten werden sich aber signifikant verändern. Simple, repetitive Aufgaben werden automatisiert – nicht heute, nicht morgen, aber abhängig von der Komplexität der Aufgabenstellung wird es früher oder später passieren.

Aber es gibt Fähigkeiten und Aspekte unseres Daseins, die werden so schnell nicht ersetzt werden, eben weil sie uns so menschlich machen: Strategisches Denken, der Wille zu lernen und die daraus resultierende Fähigkeit querzudenken, auch gerne thinking outside the box geschimpft.

Strategisches Denken

Analytisches Denken kann bis zu einem gewissen Grad von künstlicher Intelligenz übernommen werden, natürlich – aber die Interpretation von Datensätzen, von Trends und menschlichem Verhalten kann nur bis zu einem gewissen Grad wegrationalisiert werden. Bisher wurde noch keine starke KI entwickelt, die dazu in der Lage wäre.

Schwache KI:
Regelbasierte Systeme, die Lösungen für bestimmte, vorab definierte Probleme suchen. Oberflächliche Problemlösung, die in ihrer Methode nicht variiert. Kann deshalb auch nicht auf Veränderungen adäquat reagieren.

Starke KI:
Systeme, die planen, lernen und entscheiden. Kombinieren eigenständig und weisen „logisches Denkvermögen“ auf, wodurch sie auf Veränderungen eigenständig und adäquat reagieren können.

Was ist strategisches Denken?

Strategisch denken heißt, zukunftsgerichtet zu denken und zu planen – basierend auf logischem Denken und Interpretation. Beim logischen Denken kommen zwei Schlüsselelemente zusammen: Zusammenhänge müssen verstanden werden und Kontext muss gegeben sein. Zusammenhänge und Kontext ermöglichen es, eigene Interpretationen zu formulieren und anhand dieser für die Zukunft zu planen.

Warum sich Maschinen mit Strategie schwer tun

Dabei wird das Menschliche immer elementarer werden. Anhand von Daten kann man zwar die Wahrscheinlichkeit bestimmter Ereignisse berechnen und anhand dieser Ziele formulieren. Aber da wo Menschen sind, kommen unzählige unbekannte Variablen zusammen. Als Mensch bin ich in der Lage das Verhalten anderer zu interpretieren und dieses in mein Denken einzubeziehen. Maschinen können lernen, Menschen zu lesen – aber sie zu motivieren, sie empathisch zu behandeln, das könnten sie nicht auf vergleichbarem Level nachahmen. Strategisches Denken ist mehr als Ziele formulieren – es ist das Interpretieren zahlreicher harter, datenbasierter und weicher, menschlicher Faktoren. Und das Formulieren einer Strategie setzt vor allem eins voraus: Eigenmotivation. Während Maschinen ein vorgegebenes Ziel benötigen, entstehen menschliche Ziele (und Träume!) aus vielfachen, komplexen Gründen.

Ein Beispiel:

Eine Maschine kann lernen, Diagnosen zu erstellen. Um möglichst präzise Diagnosen zu erstellen, muss die Maschine mit möglichst vielen Fallbeispielen „gefüttert“ werden. Es gibt nur das extern vorgegebene Ziel: akkurate Diagnosen formulieren. Ein Mensch muss zwar auch möglichst viele Beispiele und Fälle bearbeiten, um zu lernen – aber die Motivation ist nicht, Diagnosen zu stellen. Das Ziel eines menschlichen Arztes ist nicht, präziser sagen zu können, was dem gegenüber fehlt – sondern zu helfen. Und um dieses Ziel zu erreichen, reicht eine Diagnose nicht aus. Um zu helfen braucht zum Beispiel auch noch Empathie, eine vertrauenswürdige Ausstrahlung, beruhigende Worte – und nicht nur ein Ergebnis.

Der Wille zu lernen

Wer Lernen Teil des täglichen Lebens werden lässt, wer regelmäßig brainstormt, schreibt, zeichnet, dem wird vieles leichter von der Hand gehen. Und wer ständig ein bisschen lernt, der wird Freude daran empfinden und vor allem besser auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft positioniert sein.

Lernen, um relevant zu bleiben

Natürlich werden uns künstliche Intelligenz und Maschinen nicht komplett ersetzen können; aber wir müssen auch unseren Beitrag dafür leisten, uns nicht selbst obsolet zu machen. Die Arbeitswelt wird sich auch im veränderungsscheuen Deutschland mit zunehmender Geschwindigkeit wandeln und weiterentwickeln, da muss der Arbeitnehmer von heute Schritt halten können.

Allerdings sollten auf dem „Curriculum“ des modernen Arbeitnehmers nicht bloß spezifische Fähigkeiten wie bestimmte Programmiersprachen oder Sprachen stehen, sondern vor allem Soft Skills. Denn wer seine Führungsphilosophie weiterentwickelt und an Menschen ausrichtet, menschliches Verhalten versteht und Konflikte managen kann, wird in der Zukunft immer wichtiger werden – denn, wir wissen schon, das Menschliche wird wichtiger. Aber gerade die Fähigkeit des Lerntransfers wird elementar sein, um sich schneller und besser auf die sich wandelnden Umstände einrichten zu können.

Thinking outside the box

Kreative Ideen, innovative Ansätze, clevere Ideen – das sind alles geistige Leistungen, die scheinbar teils Glückssache, teils Zufall und teils Ergebnis passender Umstände sind. Aber sie liegen viel mehr in unserer eigenen Hand als wir vielleicht wahrhaben möchte. Sie sind wie Muskeln: Wer sie ständig beansprucht, trainiert und dehnt, dem wird es über längere Zeit leichter fallen und bessere Ergebnisse liefern.

Lernen ist zwar die Basis künstlicher Intelligenz. Doch maschinelles Lernen und menschliches Lernen werden sich noch auf unbestimmte Zeit dahingehend unterscheiden, dass maschinelles Lernen zielgerichtet und zweckgebunden stattfindet. Menschliches Lernen hingegen, ist „unordentlich“ und ermöglicht Lerntransfer – und somit Innovation.

Was heißt das nun für mich?

Wir mögen den Herausforderungen, vor die uns die heutige Zeit stellt, zwar skeptisch entgegenblicken – und das zurecht. Arbeit, wie wir sie heute und die Generationen vor uns kannten, nimmt eine nie dagewesene Form an. Arbeit könnte in der Zukunft zum Beispiel durch ein bedingungsloses Grundeinkommen für das wirtschaftliche Überleben von Einzelpersonen keine Notwendigkeit mehr sein. Stattdessen wandelt sie sich zu einer sinnstiftenden Tätigkeit.

Aktuell stehen wir an einem Wendepunkt, der sich zunächst als Generationskonflikt dargestellt hat: Die Generation Z wird gerne für ihre Sinnsuche in der Arbeitswelt belächelt. Gleichzeitig sind sie aber auch eine Generation, die mit den Nachwirkungen von 2008 aufgewachsen ist, die bezweifelt, dass sie überhaupt noch eine Rente erhalten wird und meiden den Immobilienkauf. Aufgewachsen in einem Umfeld voller Unsicherheit, hat sich die Grundeinstellung festgesetzt, dass nichts von Dauer ist – und dann soll die Arbeit wenigstens einen Sinn haben.

Ob diese Unsicherheit in den nächsten Jahren abnehmen wird, ist ungewiss. Doch eins steht fest: Der Wandel der letzten zehn Jahre wird nur noch schneller stattfinden – und wir sehen uns mit einer so nie da gewesenen Situation konfrontiert.

Das bringt ein großes Set an Problemen mit sich, ohne Frage. Aber hinter alldem steckt auch eine Chance: Wenn Menschen irgendwann nicht mehr arbeiten müssen, sondern können und wollen – was können wir dann erreichen? Doch allem voran stehen wir vor einer gigantischen Herausforderungen: Die Chancen der digitalen Transformation können wir nur wahrnehmen, wenn wir als Gesellschaft lernen, für alle zu sorgen und die Kluften zu schließen.

Quelle: Markgraf, Daniel. (2018). AKAD Studien 003 – Arbeitswelten im Wandel – Auswirkungen digitaler Transformation.

Overthinking – warum deine ständige Grübelei Fluch und Segen ist | Selbstmanagement

Die zehn extra Minuten nach dem Snooze-Button hättest du dir sparen können. Wärst du direkt aufgestanden, müsstest du dich jetzt nicht so abhetzen. Hättest den früheren Zug erwischen können. Früher auf der Arbeit sein können, um X und Y zu erledigen. Dann hättest du sogar Zeit gehabt, um noch Thema Z dazwischen zu schieben, jetzt lässt du die Person hängen.

Dieser Gedankengang spielt sich in dieser oder ähnlicher Form jeden einzelnen Morgen innerhalb der ersten 30 Minuten nach dem (tatsächlichen) Aufwachen in meinem Kopf ab. Gerne auch nachdem ich auf Snooze gedrückt habe und diese ach so fatalen zehn Minuten extra eigentlich zum Ausruhen nutzen wollte. Und so rattert es nahezu 24 Stunden an sieben Tagen die Woche in meinem Kopf.

Macht mich das zum ultimativen Opfer und/oder Idioten ohne Selbstkontrolle? Nein. Diese paar Zeilen schreibe ich so ehrlich und öffentlich nieder, weil ich weiß, dass jede dieses Gefühl kennt. Manche als ständiger Begleiter wie in meinem Fall oder zu bestimmten Phasen im Leben. Es ist normal – ja, in erster Linie menschlich – dass wir ständig denken, analysieren, Muster erkennen und Lösungen finden wollen. Das ist unser evolutionärer Vorteil, der uns in der modernen Gesellschaft mittlerweile gerne ins eigene Bein schießt.

Denn einerseits erschöpft uns dieses ständige Verketten von „Wenn, dann“-Gedanken, andererseits raubt es uns kognitiver und zeitlicher Ressourcen. Decision Fatigue, auf Deutsch auch Entscheidungsermüdung, beschreibt den Zustand, der meist durch dieses ständige Überlegen herbeigeführt wird. Jeden Tag triffst du hunderte von winzig kleinen, unbewussten und großen, bewussten Entscheidungen. Das beginnt mit der Entscheidung „Snooze – ja oder nein?“, geht über die Auswahl deiner Kleidung für den Tag bis hin zu schwerwiegenden Entscheidungen in deinem Job: Dein Kollege macht X – wie verhältst du dich? Gibt es noch Optionen oder muss Person Y entlassen werden? Jede Entscheidung kostet uns mindestens Zeit und Energie – auch in Zukunft, denn Entscheidungen haben nun mal Konsequenzen. Und je mehr Entscheidungen wir treffen, desto schlechter wird unser Urteilsvermögen und damit die Qualität der getroffenen Entscheidungen.

Ein bekanntes Beispiel für die schwerwiegenden Folgen von Decision Fatigue: Eine Studie von Danziger, Levav und Avnaim-Pesso hat gezeigt, dass der Anteil von Freisprechungen mit jeder von Richtern getroffenen Entscheidungen um 65% sinken. Mit jeder Entscheidung. Nach einer Pause steigen die Werte im Schnitt übrigens wieder auf die Ausgangslage zurück. Einfach gesagt: Richter treffen mit jeder getroffenen Entscheidung „schlechtere“ Urteile. Menschen, die die Verantwortung dafür tragen, wie das weitere Schicksal anderer aussehen wird. Erschwerend kommt hinzu, dass Decision Fatigue auch das Zurückfallen auf (vermeintliche) Erfahrungswerte begünstigt. Das heißt, Vorurteile jeglicher Form – von Rassismus über Sexismus – haben zunehmend stärkeren Einfluss.

Aber was hat das jetzt mit Snooze drücken zu tun? Es ist natürlich unangemessen, kleine, alltägliche Entscheidungen mit großen, schicksalsbestimmenden Urteilen zu vergleichen. Aber erstere haben einen enormen Einfluss auf letztere. Und jede Entscheidung hat Konsequenzen – für andere, für uns selbst.

„Sehr gut, jetzt habe ich noch mehr Druck und Sorge, die falsche Entscheidung zu treffen!“ – das soll nicht das Fazit dieses Beitrags sein. Die Aussage, die ich hier mitgeben möchte, ist eigentlich das vermeintliche Gegenteil: Geduld und Verständnis für uns selbst.

Wir sollten Geduld mit unserem Gedankensturm haben. Ihnen als solchen anerkennen und uns bewusst machen, dass das unser Hirn ist, das helfen will – evolutionär gesehen aufpassen will, dass wir uns nicht aus Dummheit selbst umbringen. Geduld mit Entscheidungen, die doch nicht die besten waren. Geduld für den Prozess unseres persönlichen Wachstums.

Das Verständnis geht eine Ebene tiefer. Warum denke ich so? Vieles geschieht unbewusst, aber den halbwegs bewussten Gedankenstrom und -sturm wahrzunehmen, anzuerkennen und zu analysieren, ist der erste Schritt für einen gesünderen Umgang mit uns selbst. Es mag augenscheinlich paradox erscheinen, zu viel Denken mit noch mehr Denken zu bekämpfen.

Als Teil einer Übung zur persönlichen Weiterentwicklung sollte man automatisierte Gedankenmuster und Glaubenssätze als Teil einer Übung niederschreiben. Ich habe sie offen und ehrlich so aufgeschrieben, wie sie in meinen Kopf waren. Mensch, der ich bin, waren sie größtenteils negativ oder ungesund. Eine Kollegin, mit der ich diese Übung gemeinsam machte, sah das kritisch und meinte, dass es vollkommen legitim sei, solche Gedanken zwar zu hören, aber ihnen nicht „Macht“ zu verleihen, indem man sie aufschreibt. Lieber solle man die bewusste, positive Formulierung niederschreiben. Ein Beispiel wäre lieber „Ich bin genug“ aufzuschreiben statt „Ich muss mehr erreichen“.

Ihren Standpunkt verstehe ich. Sie hat Recht damit, dass es nicht Zweck der Sache ist, internalisierte, schädigende Glaubenssätze weiter zu bestärken. Mein Ansatz, der mir bisher immer am besten geholfen hat, ist es, dort hinzusehen, wo es wehtut und hässlich ist. Um zu verstehen, warum ich so denke, muss ich erst wissen, was ich denke. Das Unbewusste ins Bewusste rufen. Um es vereinfacht zu sagen: Statt mir zu sagen, dass es kein Monster unter meinem Bett gibt, sehe ich es hilfreicher an, kurz das Licht anzumachen, einen Blick unters Bett zu werfen und einen Haken an die Sache zu setzen.

Das sind persönliche Ansätze. In aller Regel liegt der erste Schritt zur (Selbst-)Verantwortung und Verbesserung aber darin, eine Bestandsaufnahme zu machen und zu fragen: Wie kam es dazu? Für mich ist es sogar Teil meiner Identität. Dieser Blog setzt sich schließlich mit Fragen auseinander und soll Erklärungsansätze liefern, um Werkzeuge zur Verbesserung zu vermitteln.

Letztlich können wir unser Hirn nicht vom Denken abhalten. Ja, bloß nicht! Unser Hirn, unsere evolutionäre Entwicklung ist etwas Fantastisches. Aber wir sollten uns bewusst machen, dass wir unser Leben, Denken und Handeln aktiv bestimmen können und kein Treibholz im Strom sind. Es gibt Phasen, da können wir selbstbestimmter agieren als in anderen. Psychische Krankheiten wie Depressionen können all das enorm erschweren.

Aber wenn ich eins meinen Mitmenschen und mir selbst gleichermaßen mitgeben will: Mach dich nicht selbst zum passiven Opfer. Verschließe nicht die Augen, sondern schau hin und frage dich, wie du es ändern kannst. Und dann: machen. Immer und immer wieder.

Impostor Syndrome – du bist genug | Motivation

Das Impostor Syndrome wurde in den vergangenen Jahren zunehmend diskutiert, besonders im Kontext von Generation Y und Z – und vor allem in Hinsicht auf junge Frauen.

Was ist das Impostor Syndrome?

Das Impostor Syndrome, auf Deutsch Hochstapler-Syndrom, ist ein psychologisches Phänomen, bei dem Personen von ständigen Selbstzweifeln belastet sind. Und das bis zu dem Punkt, dass sie denken, all ihre Erfolge und Fortschritte seien nicht das Resultat ihrer Arbeit und Fähigkeiten, sondern reines Glück – und dass sie dementsprechend alle täuschen. Deswegen auch Hochstapler: Betroffene glauben, sie hätten Erfolg und Anerkennung in Wahrheit nicht verdient. Andere würden bloß ihre Unfähigkeit nicht erkennen.

Schwierig ist dabei auch, dass sich nahezu jeder irgendwann mal in irgendeiner Situation so gefühlt haben kann. Es ist nur menschlich – und für viele wahrscheinlich immer noch sympathischer als das krasse Gegenteil, sich für besser als andere zu halten. Bescheidenheit wird den meisten anerzogen. Aber wenn dieser Glaube zum ständigen Begleiter wird und jeden Aspekt des eigenen Lebens durchdringt – ja, was passiert dann?

Ständiger Stress durch das Impostor Syndrome

Erfolge können keine positiven Emotionen hervorrufen. Die Überzeugung sich doch beweisen zu müssen, dem positiven Bild anderer endlich gerecht werden zu können, führt zu ständigem Druck. Die dauerhafte Sorge als Hochstapler enttarnt zu werden. Sich unter Wert zu verkaufen und ausnutzen zu lassen. Sich abzukapseln, sich niemandem mit den Selbstzweifeln anzuvertrauen – all das lässt Betroffene ihre Selbstzweifel weiter internalisieren bis sie zur Grundeinstellung geworden sind. Und damit gerät man gefährlich leicht in einen Teufelskreis: Du siehst dich selbst im schlechtesten Licht, Lob und Zuspruch anderer fühlt sich unverdient an. Also arbeitest du mehr und härter, um Lob und Zuspruch „wirklich“ zu verdienen. Der Indikator für deinen Erfolg ist aber nicht deine innere Stimme, sondern der externe Zuspruch. Den du aber für illegitim und unverdient hältst.

Das Impostor Syndrome hat in den letzten Jahren an Aufmerksamkeit gewonnen, besonders im Kontext der Karriere jüngerer Generationen und Frauen. Untersucht wird das Phänomen aber schon länger. Erste Studien wiesen daraufhin, dass gerade Frauen häufiger betroffen sind. Wieder andere Studien lassen vermuten, dass es keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Pauline Rose Clance, die die Erforschung des Phänomens begann, hat später nicht nur weitere Studien und Reviews ihrer Forschungsergebnisse angestoßen, sondern im Nachhinein auch festgestellt:

If I could do it all over again, I would call it the impostor experience, because it’s not a syndrome or a complex or a mental illness, it’s something almost everyone experiences.

Pauline Rose Clance in „Presence: Bringing Your Boldest Self to Your Biggest Challenges“ von Amy Cuddy

Nahezu jeder kennt dieses Gefühl. Aber man kann vermuten, dass insbesondere der sozialpolitische Hintergrund eine große Rolle spielt. Personen, die in ihrem Umfeld als Minderheit gelten oder sich auch selbst als solche wahrnehmen, sind anfälliger für diese Art der Wahrnehmung. Wer immer wieder gehört und erfahren hat, dass sie anders seien, nicht dazu gehören, sind sich bewusst, welche Stereotypen auf sie projiziert werden können – und werden nicht in diese Falle geraten wollen. Wer immer wieder in diese Gedankengänge gedrängt wird, ist einem höheren Risiko ausgesetzt, bestimmte Annahmen zu verinnerlichen. Wenn du als Schulkind immer wieder hörst, du seist einfach schlecht in Fach X, wirst du anfangen, das zu glauben – und Erfolge mit Zufall oder Glück begründen.

Warum dir fake it till you make it nicht weiterhilft

Was aber kann man denn genau tun, um dieses Gefühl und Gedankenmuster hinter sich zu lassen? Fake it till you make it ist für viele die nahe liegende Taktik. Aber gerade die ist tückisch und leitet Betroffene weiter in den oben beschriebenen Teufelskreis: Noch weiter gehen, noch härter arbeiten, um das Lob endlich zu „verdienen“ – dem Lob, dem man doch keinen Glauben schenkt. Der einzige Weg ist – wie üblich – der unbequemste: Auseinandersetzung.

Vor einiger Zeit habe ich die angepasste Version des Spruchs gelesen:

Face it till you make it.

Letztendlich ist und bleibt das der einzige Weg, um Probleme zu bewältigen. Überhaupt erkennen, dass es ein Problem gibt. Das Problem im weiteren Kontext und Detail analysieren und verstehen. Identifizieren, was Auslöser sind und Taktiken entwickeln, um dem entgegenzuwirken. Und das ist viel Arbeit – aber so lohnenswert.

Warum glaubst du, nicht genug zu sein?

In welcher Art und Weise glaubst ein Fake zu sein?

In welchen Situationen ist das Gefühl am stärksten?

Was sind die Fakten?

Ein Beispiel: Für mich fing es wie bei vielen anderen auch in der Schule an. Gute Noten waren für mich eine wichtige Bestätigung. Es kam auf die Note an, nicht auf die Qualität der erbrachten Leistung. Ich habe Jahre gebraucht, um selbst mit meinen Leistungen zufrieden zu sein, anzuerkennen, ob etwas gut ist und mich nicht nur auf externes Feedback zu verlassen. Und ergänzend Lob aber auch anzunehmen. Damit kämpfe ich noch immer, aber mir ist endlich klar: Herunterspielen bringt nichts. Denn hinter Fähigkeiten steckt harte Arbeit. Und die klein zu reden, macht es anderen nur schwerer: „Ich bin halt einfach nicht gut in XY, also lasse ich es gleich.“ Stattdessen möchte ich viel lieber zeigen, dass man natürlich Talente haben kann – aber man kann nahezu fast alles erlernen. Viel lieber finde und zeige ich Wege, wie man besser werden kann und es für andere zugänglich macht. Zweifel sind immer noch da – das ist normal – aber ich will sie nicht mehr bestimmen lassen, wie ich mit meinem Umfeld interagiere.

Ein Plädoyer für mehr Offenheit

Wir sollten die Scham, die mit vermeintlichem Versagen einhergeht, auflösen und sie als das erkennen, was sie wirklich ist: eine Chance. Eine Chance herauszufinden, was (nicht) funktioniert, was man besser machen kann und ob man es überhaupt besser können muss. Wie Clance letztendlich festgestellt hat: Das Impostor Syndrome ist nicht personenspezifisch, sondern eine universale, menschliche Erfahrung.

Nicht fake it till you make it, sondern face it till you make it. Im Leben werden wir alle noch genug Hindernissen begegnen – da sollten wir uns selbst kein weiteres sein.

Warum Podcasts so gut funktionieren – und was sich das Radio abgucken kann

Eine der gebetsmühlenartig wiederholten Binsenweisheiten während meines Studiums war immer wieder: „Das Radio ist scheintot. Gehört wird es vor allem vormittags auf dem Weg zur und während der Arbeit.“ Dazu wurde uns stets diese Grafik gezeigt, die in der Langzeitstudie Massenkommunikation von ARD und ZDF passenderweise zusammengefasst wird mit den Worten: „Radio ist der Tagesbegleiter und leistet bereits ab dem morgendlichen Aufstehen den Menschen Gesellschaft. Am meisten genutzt wird es zwischen 7.30 Uhr und 11.00 Uhr, in diesem Zeitabschnitt hören mindestens 25 Prozent der Bevölkerung Radio. Die Nutzung sinkt über den weiteren Tag kontinuierlich und fällt ab ca. 18.30 Uhr stark ab.“

Abbildung 4 aus der Langzeitstudie "Massenkommunikation" von ARD und ZDF mit dem Titel "Mediennutzung im Tagesverlauf 2015 bei der Gesamtbevölkerung". Die Grafik zeigt u.a. dass die Radionutzung am Vormittag am stärksten ist.

Aber nur, weil das Radio an einem Scheidepunkt der Relevanz steht, heißt das nicht, dass die ursprüngliche Rolle des Radios irrelevant ist. Musik-Streaming-Dienste waren die ersten, die dem Radio den Rang abgelaufen haben. Wichtig, wenn auch meist vergessen, ist aber auch der meinungsbildende, informierend-unterhaltende Aspekt des Radios. Themen-Sendungen, Interviews, Diskussionen – all das ist nicht plötzlich unwichtig geworden. Es hat nur eine neue Form angenommen: Podcasts.

Wie können Podcasts eine Inspiration für Radiosendungen sein? Und warum sind sie so ein starkes Format?

Eigentlich sollten Podcasts nach der aktuellen Content-Logik scheitern: Sie sind meist lang, nicht audiovisuell, sehr themenspezifisch und sind schwer zu finden, wenn man nicht explizit nach ihnen sucht. Aber sie laufen. Eben weil sie einen thematischen Deep Dive ermöglichen und extrem nischig sind.

Thematischer Fokus mit Podcasts

Durch ihre spitze Zielgruppenausrichtung erreichen sie wirklich nur die Leute, für die diese Inhalte auch relevant sind. Gleichzeitig ermöglicht der Fokus auf das Auditive den Fokus auf den Inhalt, das tatsächlich Gesagte. Kein ästhetischer Schnickschnack, keine ablenkenden Bilder, kein Bedarf, sich auch noch um die Bildgestaltung kümmern zu müssen. Der Dialog (oder Monolog) muss stimmen, muss inhaltlich Hand und Fuß haben.

So kann man die Story auch durchdacht aufbauen, statt das Nötigste in wenige Minuten quetschen zu müssen. Das ist schließlich ein elementares Problem für das Radio: Durch ständige Unterbrechungen und Zuhörer, die zu jeder Zeit ein- oder aussteigen, muss Gesagtes immer wieder wiederholt werden und kann nur eine begrenzte Tiefe erreichen. Wer sich aber für die Podcast-Folge interessiert, weiß, worauf sie sich einlässt und ist bei überzeugendem Inhalt bereit, die Zeit zu investieren. Es besteht kein Zwang, die Story unter erhöhtem Zeitdruck erzählen zu müssen.

Leicht und immer verfügbar – Podcasts machen es dem Zuhörer leicht

Die Entscheidung eine Podcast-Folge zu hören, findet bewusst statt. Das Gerät, um ihn zu hören, ist in aller Regel stets dabei: Zwei Drittel der Hörer nutzen das eigene Smartphone. Apps wie Spotify und iTunes laufen mittlerweile fast überall, zumal die Folgen meist auch heruntergeladen werden können. Egal, ob auf der Pendelstrecke, nebenbei im Haushalt oder ganz bewusst, ohne etwas anderes zu tun, Podcasts können quasi jederzeit ohne größeren Aufwand gehört und pausiert werden. Und da sie nicht audiovisuell funktionieren, sind sie noch leichter zu konsumieren als On-Demand-Videos, die auf Fernseher oder Laptop doch angenehmer zu sehen sind als auf dem Smartphone-Bildschirm.

Aber natürlich müssen Podcasts nicht ausschließlich gehört werden. Genauso gut lassen sie sich auch multimedial aufbereiten. Seien es Video-Varianten des Podcasts, so wie es The Mustards machen, oder die Einbindung in Blogartikel oder Transkripte – die Audioversion kann als Basis dienen, aber nach Wunsch und Bedarf weiter ausgebaut werden.

Kein Schnickschnack nötig: Podcasts konzentrieren sich auf das Wesentliche

Anders als Content, der mit einem Multimedia-Konzept erdacht und erstellt wird, müssen monomediale Inhalte die gewünschte Nachricht allein, direkt und zielgerichtet übertragen können – ohne sich auf weitere Methoden stützen zu können. Klingt abstrakt, ist aber simpel: Während Person X im Video per Bauchbinde mit Namen, Titel und Beruf vorgestellt werden kann, muss der Podcast diese Informationen kurz und knapp vermitteln ohne direkt zu langweilen. Diagramme können nicht gezeigt, sondern müssen zusammengefasst werden. Emotionen müssen hörbar gemacht werden, wenn man sie nicht sehen kann. Und und und…

Dieses grundlegende monomediale Gerüst auszubauen, ist leichter als etwas als Multimedia-Inhalt konzipiertes zu reduzieren.

Smallest viable market: Podcasts funktionieren durch den Fokus auf relevante Zielgruppen

Und zu guter Letzt: Podcasts sind leicht produziert und nicht für die Masse gedacht – und sind somit so viel lohnender. Radio und auch Fernsehen sind davon abhängig von einer gewissen Masse konsumiert zu werden. Wenn der ROI nicht positiv und signifikant ist, werden Projekte schnell eingedampft. Und das macht auch Sinn.

Podcasts wiederum lassen sich schnell und vergleichsweise preiswert produzieren und auf bereits etablierten Plattformen hosten. Gleichzeitig ist der Druck sehr viel geringer, eine Vielzahl an Menschen zu begeistern. Stattdessen kann der Content Creator sich auf die wirklich relevante Zielgruppe konzentrieren und auf den smallest viable marketing bauen. Und das sollte eigentlich für viel mehr Inhalte und Kanäle gelten. Statt allen gefallen zu wollen, sollte der Fokus darauf liegen, den Richtigen zu gefallen.

“It’s impossible to create work that both matters and pleases everyone.”

Seth Godin, This Is Marketing: You Can’t Be Seen Until You Learn to See

So kannst du auch um einiges effizienter agieren. Wem deine Inhalte richtig gefallen, der wird regelmäßig auftauchen und gegebenenfalls Geld dalassen. Das sind Konsumenten, die lohnen. Schließlich ist das Internet auch keine kommunikative Einbahnstraße.  Fans werden deine Inhalte teilen, weiterempfehlen, kommentieren und noch viel mehr. Die Wahrscheinlichkeit, dass wenigstens ein oder zwei Freunde deiner Fans deine Inhalte auch ganz toll finden… Nun, dass muss ich nicht erklären.

Wer deine Sachen aber mal so, mal so findet, wird kein zuverlässiger Konsument sind – und ist zu unzuverlässig, um sicher berücksichtigt zu werden. Geschweige denn dir Unterstützung zu bieten.

Da ist es in gewisser Weise wie im echten Leben: Du musst es nicht allen recht machen, sondern nur denen, die zählen. Alles andere ist reine Zeitverschwendung.

Fokussiert, leicht konsumierbar und ziel(gruppen)gerichtet – deshalb funktionieren Podcasts

Anders als Radiosendungen können Podcasts also nahezu immer und überall konsumiert werden ohne allzu viel relativen Produktionsauswand zu erfordern. Die größte Stärke ist aber wohl, dass Podcasts nahezu immer auf spitze Zielgruppen ausgerichtet sind. Während die großen Mainstream-Radiosender in ihren Inhalten austauschbar wirken (Charts, wie revolutionär!), zählen Podcasts auf Masse statt Klasse. Und das ist mit Sicherheit ein Trend, der die nächsten Jahre in jeder Hinsicht enorm prägen wird.

Du denkst, du weißt nicht genug über dein Lieblingsthema, um einen Podcasts zu produzieren? Dann schau dir doch mal diesen Beitrag an.

Weiterführende Links:

3 Tipps, um endlich anzufangen | Motivations-Hacks

Mit Prokrastination ist das so eine Sache. „Das ist eine echt gute Idee, aber ich bin gerade zu müde, um sie umzusetzen“ oder „Das muss ich echt machen, aber heute lohnt es sich nicht mehr“ – das sind Sätze, die wir ständig denken. Manchmal denke ich, dass ich das noch stärker und häufiger mache als andere, aber das stimmt vermutlich nicht. Wir reden nur ungern darüber. Denn spätestens nach dem dritten, vierten Mal würde unser Gegenüber aussprechen, was wir selbst zu verdrängen versuchen: Mach doch einfach. Später machst du es eh nicht.

Warum wir so ticken, hat viele verschiedene Gründe. Nach einem langen Arbeitstag ist man wirklich müde und fühlt sich unmotiviert, Sport zu machen, zu lernen oder einem Projekt Zeit zu widmen. Da vermischt sich Erschöpfung häufig auch mit Bequemlichkeit. Das muss auch nicht unbedingt negativ sein – wir brauchen Gelegenheiten, um unsere Akkus aufzuladen. 24/7 immer 100% geben, das kann niemand. Manchmal kommt dann auch Angst dazu. Angst zu versagen oder etwas nicht gut genug zu machen. Wenn man sich noch nicht bereit fühlt, etwas anzugehen und Angst vor einer vermeintlichen Blamage hat. Die Kernfrage ist dabei aber: Wirst du jemals bereit sein?

Ich decke gerne alle drei Varianten und ein paar weitere Variablen gleichzeitig ab bzw. begründe sie miteinander. „Ich bin zu müde, um das jetzt anzugehen und wenn ich es doch versuchen würde, käme eh nur Mist dabei heraus und dann ist es für immer ruiniert.“ Blöd nur, dass das nicht stimmt. Das weiß ich auch selbst. Hilfreich, wenn zur Aufschieberitis noch dieses eklige Schuldgefühl dazu kommt. Und die Liste an to-dos wächst und wächst und mit ihr das Unwohlsein.

Da hilft nur eins: Einfach machen. Über Sheryl Sandberg kann man denken, was man möchte, aber ihr Spruch „done is better than perfect“ hat einen wahren Kern. Entweder machst du dich an deine Aufgabe, die du vor dir her schiebst aus Angst sie nicht gut genug umzusetzen, oder du erledigst sie gar nicht. Ersteres gibt dir die hohe Chance, dass es dir doch (gut genug) gelingt, letztere gibt dir gar keine – da passiert schlichtweg nichts. Vertane Chance.

Wenn dir (wie mir so oft) immer noch der Anreiz fehlt, dich ans Werk zu machen, gibt’s hier meine drei Lieblingstipps.

Pro und Contra Liste

Was ist das allerschlimmste mögliche Resultat, wenn du das Projekt jetzt angehst? Wie wahrscheinlich ist dieses Resultat? Was spricht sonst noch gegen dein Aktivwerden? Und was spricht dafür? Du fühlst dich besser, weil du es endlich angegangen bist. Beim nächsten Mal wird es vielleicht sogar leichter, weil du deine Hemmschwelle schon einmal überschritten hast. Was ist das bestmögliche Resultat? Wie wahrscheinlich ist es im Vergleich zum schlimmsten? Ich möchte wetten, dass du mehr Pro-Punkte finden wirst.

Fünf Minuten hat jeder

Schon in meinem Studium hat mir dieser Ansatz immer geholfen. Fünf Minuten wirst du Zeit finden, fünf Minuten lang kannst du Netflix pausieren und lernen. Und aus den fünf Minuten werden dann schnell zehn Minuten (wenn ich schon mal dran bin), aus den zehn dann zwanzig oder dreißig und dann erscheint dir eine weitere halbe Stunde auch nicht mehr so hart. Wenn du doch eh schon dran bist. Und wenn du nach fünf Minuten wirklich absolut keine Lust mehr haben solltest, hast du immerhin fünf Minuten was gemacht – besser als gar nichts.

Schau dahin, wo es wehtut

Zugegeben, das hier ist kein Quick Fix, sondern mühsamer. Aber umso lohnender. Konfrontiere den Grund für dein Verhalten. Warum scheust du dich so sehr davor? Manchmal sind die Gründe leicht zu entdecken und es gibt Lösungen, die vielleicht nicht unbedingt bequem, aber machbar sind. Wenn du nach der Arbeit zu müde bist, mach vor der Arbeit Sport oder geh in der Mittagspause spazieren. Das ist vielleicht unschön, aber wenn du weißt, dass deine Erschöpfung nach der Arbeit nicht so schnell verschwinden wird, muss ein anderes System her. Das System muss für dich funktionieren, nicht du für das System. Sind die Gründe aber komplexer oder du weißt nicht so genau, wo die Ursache liegt, musst du tiefer graben. Tausche dich mit engen Bekannten aus oder zwing dich für eine halbe Stunde (kein Fernseher, kein PC, kein Handy!) mit dir selbst allein zu sein. Nimm dir Stift und Block und schreibe ganz frei runter, was dich blockiert. Ein Beispiel: „Ich möchte an meinem Blog arbeiten, aber gleichzeitig fühle ich mich jedes Mal überfordert, wenn ich dran denke, mich vor meinen Laptop zu setzen und weiß nicht, wie ich anfangen soll…“. Das muss kein Roman werden und bei Weitem nicht für andere verständlich sein – du sollst einfach ohne zu überlegen drauflos schreiben (oder reden!).

Manche Probleme sind noch tiefgehender. Depressionen oder Burnout beispielsweise. Ich bin ohnehin der Ansicht, dass mehr Menschen Therapie in Anspruch nehmen sollten. Aber ganz besonders, wenn du vermutest oder weißt, dass deine Blockade einen solchen Ursprung haben könnte, dem du dich allein nicht gewachsen fühlst – such den Kontakt zu einem Profi.

Solche Tipps bewirken keine Wunder und sonderlich originell sind sie nicht – aber sie funktionieren. Dieser Post kam gerade dank Tipp Nummer 2 zustande. Das sind Techniken, die man trainieren kann und dir helfen, eine andere Perspektive einzunehmen. Je öfter du sie anwendest, desto einfacher wird es. Das erfordert Arbeit. Aber wenn du erwartest hast, dass hier ein Zaubermittel auf dich wartet, müssten wir nochmal ernsthaft miteinander reden.

Also auf geht’s. Fang an – wenigstens für fünf Minuten.

JobCast: Karriere kann jeder machen

Nicole Pauli durfte ich auf dem Webmontag Frankfurt das erste Mal erleben – und da schlug sie ein wie eine Bombe. Ihr Kurzvortrag wurde bereits mit der Vorwarnung angekündigt, dass dies ihr erstes Mal auf der wmfra-Bühne sei und sie regelrecht vor Lampenfieber glühe. Diese glühende Energie brachte sie direkt mit auf die Bühne und erzählte von ihrem Karriere-Podcast mit dem passenden Namen JobCast, den sie zu dem Zeitpunkt bald starten würde.

In ihrem Podcast spricht sie mit Menschen, die sich auf den unterschiedlichsten Sprossen ihrer Karriereleiter befinden, und fragt sie, wie sie dahin kamen und wohin sie noch wollen. Ihr Ziel sei es, die einzigartigen Wege und Geschichten von Menschen im Beruf zu porträtieren, um einerseits zu sagen, was man alles erreichen kann – und andererseits, dass das kein Hexenwerk, sondern sehr wohl erreichbar sei.

Sirona: Nicole, danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Erzähl‘ mir doch zu Anfang, wer du bist und wie du auf die Idee von JobCast kamst.

Nicole: Den Podcast mache ich jetzt seit Mitte September, richtig los geht es aber erst Ende September. Eigentlich wollte ich ja gründen, aber dafür fehlte mir schlichtweg die richtige Idee. Als ich eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit einen Podcast hörte, wurde mir klar, wie spannend und interessant es ist, was man da so aus Leuten rauskriegt. Und da ich selbst ein Mensch bin, der gerne und viele Fragen stellt, kam dann der Entschluss, dass ich selbst einen mache. Zum Thema führte letztlich meine Lieblingsfrage: „Und, was machst du eigentlich beruflich?“ Das ist bei mir einfach intuitiv drin, weil der Beruf für mich selbst einen enorm hohen Stellenwert hat. Und so kam es dazu, dass es im Podcast, um Beruf und Karriere geht. Denn viele trauen sich nicht Fragen zu stellen – dabei ist der Austausch so wichtig.

Sirona: Es kostet ja auch Überwindung Menschen so direkt um Tipps zu bitten. Vor allem wenn’s um das liebe Geld geht.

Nicole: Genau. Da muss ich noch für mich herausfinden, wie ich das angehen will. In den ersten Interviews habe ich das noch nicht aufgegriffen. Gerade in Deutschland ist das so schwierig – wenn du jemanden ganz konkret fragst, wie viel er oder sie verdient, antworten sie mir mit ihren Umsatzzahlen oder reden um den heißen Brei herum. Was sie denn verdienen, das sagt wahrscheinlich nicht jeder. Da ist die Sorge um die Reaktion der Kollegen. Interessant fände ich es aber, wenn die Leute sich doch trauen.

Sirona: Es ist ein schwieriges Thema, bei dem man sich auch gerne schnell in die Nesseln setzt.

Nicole: Genau. Aber sagen wir es so, die Angst gibt es auch bei ganz simplen Fragen. Die ganz oben sind meistens älter, Männer und bringen eine Menge Autorität mit. Wenn ich diesen Menschen zeige, dass wir – also Frauen, aber allgemein auch jeder, der Karriere machen will – eben auch da hochwollen. Und dann traut man sich vielleicht auch als Frau zu fragen: „Da, wo du bist, will ich auch hin. Wie bist du dahin gekommen?“ Ich glaube, da steckt gar nicht so ein großes Geheimnis dahinter. Das kann jeder lernen.

Sirona: Manchmal ist es auch nur gutes Timing, am richtigen Ort zur richtigen Zeit.

Nicole: Ja. Aber du musst auch lernen dich selbst mit deiner Persönlichkeit dahin zu bringen. Selbst wenn es nicht sofort in einem neuen Job resultiert, das Wissen über deine Fähigkeiten zu verteilen, ist eine Menge wert.

Sirona: Man neigt ja meist eher dazu seinen eigenen, monetären Wert kleinzureden vor anderen, besonders beim Bewerbungsprozess.

Nicole: Und genau da liegt der Fehler: Ich habe doch nicht so viele Jahre gearbeitet und gelernt, um dann letztlich weniger zu kriegen als das, worauf ich hingearbeitet habe. Für mich hat Wertschätzung auch viel mit Anerkennung zu tun – aber auch wortwörtlich: Wenn dir eine Leistung etwas wert ist, dann bezahlst du es auch.

Sirona: Gerade bei Berufen, die vor allem kreative und kognitive Arbeit erfordern, „Denkberufe“, ist es schwer der Leistung einen konkreten monetären Wert zu geben. Dieser abstrakte Aspekt erschwert es vielen dieser Leistung einen konkreten Wert zu geben.

Nicole: Kreative Prozesse sehen zusammengetragen auf einer Powerpoint-Folie erstmal nach wenig aus. Was da aber für Gehirnschmalz dahintersteckt, was da alles vorher recherchiert worden ist, das siehst du erstmal nicht. Und wenn man das nicht versteht, wie will man das dann angemessen vergüten? Natürlich verhandelt man, meist hat man Budgets – das ist die Realität, das braucht man auch nicht schönreden – aber man kann anders darüber sprechen.

Sirona: Apropos sprechen: In deinem Podcast ist dir der Dialog wichtig. Aber kannst du dir auch irgendwann vorstellen allein, essay-artige Solo-Folgen zu drehen oder mit mehreren Leuten?

Nicole: Ja, mit mehreren Leuten auf jeden Fall. Moderieren kann ich auch gut, ich frage gerne viele und finde, dass ich Leute so gut zusammenführen kann. Ich merke das immer wieder, dass ich dann Fragen stelle, die sich andere nicht getraut haben zu fragen – da mache ich das dann halt.

Sirona: Aber mal Hand aufs Herz: Du sagst, du willst zeigen, wie unterschiedlich und unstetig Karrierewege sein können. Wie war’s mit deinem eigenen?

Nicole: Bei mir sieht es von außen steil und geradlinig aus: Ich habe mein Abi gemacht, ich habe eine Ausbildung gemacht, dann habe ich berufsbegleitend studiert, ich wurde übernommen und habe da großartige Projekte gemacht. Dann bin ich über einen Headhunter zu einer anderen Firma, jetzt bin ich bei einer neuen Firma und gehe da meinen Weg. Aber ob das jetzt der Punkt ist, auf dem ich bleiben werde und will, weiß ich noch nicht. Deswegen will ich mit so vielen unterschiedlichen Menschen reden. Ich bereue nichts, vor allem nicht meine Ausbildung. Ich bin entschieden pro-Ausbildung, damit Leute die praktische Erfahrung haben, bevor sie ins Berufsleben gehen. Gleichzeitig habe ich ja aber auch Wirtschaftspsychologie studiert, auch weil mich die Unternehmensberatung interessiert. Aber wie wird man von der Event Managerin zur Unternehmensberaterin? Das scheint erstmal nicht zu gehen.

Sirona: Muss aber nicht unmöglich sein.

Nicole: Finde ich cool, dass du das sagst. Weil ich immer mehr merke, wie vielseitig mein Beruf ist. Alles, was du für eine Veranstaltung brauchst, machst du dann selbst – von der Architektur bis zum Filmdreh. Dadurch konnte ich in ganz viele Branchen reinschnuppern. Da ist es doch eigentlich gar nicht so unwirklich einen völlig anderen Berufsweg zu wählen – die Skills sind oft gar nicht so abwegig wie man denkt.

Sirona: Man zweifelt schnell an sich selbst, gerade wenn man beim aktuellen Job oder auf der Jobsuche wenig bis keine Erfolgserlebnisse hat. Dabei sind die meisten Fähigkeiten gar nicht so schwer zu erlernen, wenn man sich anstrengt. Man muss lernen immer zu lernen und verstehen, dass das normal ist.

Nicole: Gerade weil wir als Generation Y Privates und Berufliches immer mehr verschmelzen lassen. Da gehört auch das ständige Weiterbilden dazu, genauso wie dass wir Privates während der Arbeitszeit machen können. Gleichzeitig sind wir aber auch bereit, Arbeitssachen während unserer Freizeit zu machen. Dazu gehört auch, dass du hinter einer Idee stehst, eine Art Vision hast.

Sirona: Was sind denn deine Tipps für junge Menschen, die Karriere machen wollen? Von Jung zu Jung sozusagen.

Nicole: Einfach mal anfangen, nicht alles auf die lange Bank schieben. Dir Tipps von anderen holen, vor allem von Erfahrenen. Da muss man vielleicht mal etwas dafür bezahlen, wenn man es sich leisten kann. Professionelle Hilfe lässt dich schneller zum Ergebnis kommen.

Sirona: Du kannst nun mal nicht der Profi für alles sein.

Nicole: Genauso wichtig ist es dabei auch, Beziehungen und Netzwerke zu pflegen. Du musst nicht 1.000 Leute anschreiben – wenn ein paar Leute deine Idee gut finden und das nach außen tragen, nimmt deine Idee Fahrt auf. Wenn du eine Idee gut findest, dann fühlt es sich nicht mehr wie Arbeit an. Das darf man aber auch nicht falsch verstehen – die Arbeit muss trotzdem gut bezahlt werden.

Sirona: Es scheint auch als verändere sich derzeit die deutsche Unternehmenskultur langsam. Gefühlt möchte jeder ein Startup sein, ob es nun Sinn macht oder nicht.

Nicole: Ja, wir lockern unsere Hierarchien, verändern unsere Sprache. Dieses Umdenken ist auch wichtig, denn die Leute bleiben nicht mehr bei dir, wenn du sagst, „hey, du darfst bei mir arbeiten“. Das zieht nicht mehr. Die Leute wollen etwas Sinnhaftes, die wollen einfach Freude an der Arbeit haben.

Sirona: Letztlich verbringst du ja auch täglich 8 Stunden und mehr auf der Arbeit.

Nicole: Klar müssen wir wertschätzen, dass wir überhaupt arbeiten können, dass wir Teil eines Unternehmens sein können. Aber eine gute Arbeit zu bieten gehört nun mal auch dazu.

Sirona: Man geht eine Beziehung mit dem Arbeitgeber ein, das ist ein Geben und Nehmen. Das scheinen mittlerweile doch mehr Unternehmen zu verstehen. So viel zu deinen Empfehlungen. Aber mal anders herum gefragt: Was ist denn dein Anti-Tipp?

Nicole: Auf keinen Fall Leute fragen, die nur negativ drauf sind, dich kleinreden. Kritisches Denken und Hinterfragen ist wichtig – wer dich aber nur runterzieht, wird dich nicht unterstützen. Die Frage ist aber gar nicht so leicht zu beantworten. Denn aus den Fehlern, die man gemacht hat, lernt man auch. Dann bleiben sie einem nicht so extrem als No-Gos in Erinnerung.

Fehler verhindern zu wollen, ist ein Fehler. Ich finde intelligente Fehler sind wichtig. Wenn sich jemand vorher Gedanken gemacht hat, sich bewusst für etwas entschieden hat und dann daraus lernt, ist das tausend Mal wertvoller. Für mich ist Eigeninitiative etwas sehr Wertvolles – sich einbringen. Auch wenn man vielleicht mal Leute damit nervt. Auch wenn das jetzt eher ein Tipp als ein Anti-Tipp ist.

Sirona: Wie du selbst immer sagst – mal sollte sich auf das Positive konzentrieren. Vielen Dank für deine Zeit, Nicole! Ich bin gespannt auf die nächsten Folgen deines Podcasts.

Wer Nicole nun gerne in Action hören möchte und sich den ein oder anderen Tipp abholen möchte, von der Kommunikationsberaterin bis zum Endodontologen, kann sich hier auf ihrer Seite umschauen.

Zeitmanagement – arbeite effizienter mit der Pomodoro-Technik

Die Pomodoro-Technik ist für viele schon ein alter Hut, andere wiederum haben noch gar nichts von ihr gehört. Da ich nun schon seit Jahren auf sie schwöre, möchte ich sie heute vorstellen – und erklären, warum die Technik so genial einfach ist.

Wer ein bisschen Italienisch beherrscht, wundert sich vielleicht, warum ich von Tomaten und Zeitmanagement schreibe. Nun, entwickelt wurde die Technik in den 1980ern von Francesco Cirillo. Die Basis seiner Idee war es in Intervallen abwechselnd zu arbeiten und zu ruhen – Intervalle, die er zunächst mit einer Küchenuhr in Form einer Tomate maß.

Wozu nun aber der ganze Hickhack?

Wir können uns nur eine begrenzte Zeit lang fest auf eine Aufgabe konzentrieren – je länger wir arbeiten, desto unkonzentrierter werden wir, lassen uns ablenken, machen Fehler. Wie lange sich ein Mensch im Schnitt auf eine Sache konzentrieren kann, ist empirisch nicht bewiesen – meist werden Werte zwischen zehn und 20 Minuten in den Raum geworfen. In den letzten Jahren kam vermehrt die Behauptung dazu, dass jüngere Generationen immer kürzer werdende Konzentrationsspannen aufweisen – eine weitere nicht konkret bewiesene Behauptung. Aber wenn man behauptet, dass sich selbst Goldfische mittlerweile länger konzentrieren können als diese verfluchten Millennials, ist das natürlich eine geile Headline, nicht wahr?

Goldfische in allen Ehren, der Vergleich hinkt – und zwar gehörig. Wie lange und wie gut wir uns konzentrieren können, hängt extrem von der Aufgabe ab. Die Umgebung, die psychische Verfassung, Gesundheit, Lebensstil und -situation spielen eine erhebliche Rolle. Ob sich ein Goldfisch um die nächste Steuererklärung, Miete und die Schulnoten des eigenen Kindes sorgen muss, halte ich für zweifelhaft. Wie will man Konzentration überhaupt vergleichbar definieren ohne Gedanken zu lesen? Der Punkt ist, dass Smartphones und Co. uns gehörig ablenken, sie machen uns aber längst nicht zur Dory der Säugetiere.

Ein GIF von "Findet Nemo", das Marlin und Dory zeigt. Sie sagt: "I forget things almost instantly."
Der Vergleich hinkt natürlich: Dory von „Findet Nemo“ hat Gedächtnis-, nicht Konzentrationsprobleme. Dass die beiden Felder aber eng zusammenhängen, ist kein Zufall.

Das Problem ist viel mehr die Routine unseres Alltags – das kann von Familienmitgliedern über laute Baustellen bis zu unserem Smartphone-Gebrauch gehen: Unsere Umgebung bietet ständig neue Reize, auf die wir reagieren müssen oder glauben, reagieren zu müssen. Statt also Goldfische zu beneiden, müssen wir selbst Umgebungen schaffen, die konzentriertes Arbeiten zulassen.

Sich Zeitintervalle ungestörten Arbeitens einzuteilen und diese maximal zu blocken, ist ebenso einfach wie genial. Es gibt festgelegte Arbeits- und Pausenzeiten, die nicht zu debattieren sind.

Die Vorteile sind klar:

  • kurze Intervalle sind leichter umsetzbar als lange – und weniger abschreckend
  • kurze Pausen helfen der Regeneration ohne vollkommen aus dem Thema zu kommen
  • genaues Tracking der Produktivität
  • repetitives Verhalten fördert das Entwickeln von Gewohnheiten – mit der Zeit findet man seinen Fokus einfacher und schneller
  • vordefinierte Ziele machen das Bearbeiten einer Aufgabe einfacher und sind leichter erreichbar
  • Reduzierte Ablenkungsquellen

Was also braucht man, um die Pomodoro-Technik anzuwenden?

  • einen Plan haben: Was willst du in der definierten Zeit erreichen?
  • deinen Timer, egal ob Küchenuhr, Handy-Timer oder App, auf einen definierten Zeitraum stellen. Die Regel sind 25 Minuten, das kannst du aber anpassen
  • Bearbeite die definierte Aufgabe in diesem Zeitraum.
  • Ist die Zeit abgelaufen, machst du fünf Minuten Pause – danach wiederholt sich die nächste Bearbeitungsphase

Je länger du arbeitest, desto eher wirst du eine längere Pause brauchen. In der Regel heißt es, dass nach vier Bearbeitungsphasen eine Pause von 15 – 30 Minuten angebracht ist. Auch das hängt aber von dir und in welchem Rahmen du am besten arbeitest ab.

Während meines Studiums hatte ich eine bevorzugte App zum Tracken der Pomodoro-Phasen, allerdings sind die meisten Apps recht ähnlich. Theoretisch reicht auch der Standard-Timer deines Handys, ich persönlich bevorzuge aber Apps, die meine Sessions zählen und den Flugmodus während der Bearbeitungsphasen aktivieren.

Wie viele Produktivitätstechniken punktet die Pomodoro-Methode vor allem damit, dass sie nur die Basis legt und flexibel anpassbar ist an die individuellen Bedürfnisse des Anwenders. Wer lieber 15 oder 45 Minuten konzentriert arbeitet, muss sich keine Sorgen machen – der Kern der Technik ist die Arbeit in Intervallen.

Wer die Technik ein paar Mal angewendet hat, lernt eine Menge. Nicht nur tatsächlich an Lernstoff, sondern auch über sich selbst. Was ist deine größte Ablenkungsquelle, was lässt dich immer wieder zum Handy greifen? Diese Ablenkungsquellen sind an sich nichts Böses, allerdings lässt sich durch diese Technik ein kontrollierter Umgang während des Lernens oder Arbeitens erlernen.

Ab wann bin ich Experte? Wie Begrifflichkeiten uns einschränken können

Ab wann darf man sich eigentlich Experte schimpfen?

In meinem mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Job bin ich beispielsweise zu der Person geworden, die bei jeglichen Powerpoint-Fragen zu Rate gezogen wird. Dass ich dazu nie einen Kurs gemacht hatte und vorher ehrlicherweise bestenfalls okay mit der Office-Anwendung umgehen konnte, will ich einerseits nicht zu laut sagen – und andererseits jedem mitteilen.

Angst vor der Verantwortung

Denn vieles lässt sich durch Nachfragen, Nachahmen, Zeigen lassen und Üben erlernen. Und das sage ich nicht, weil ich Menschen ungern helfe – im Gegenteil. Ich möchte, dass Menschen ihre eigene Fähigkeit, ihr eigenes Potenzial verstehen und nutzen lernen. Zum einen ist es echt praktisch, zum anderen ist es ein verdammt gutes Gefühl. Sich hinter Begrifflichkeiten wie Experte, Profi oder Amateur zu verstecken, hemmt ungemein – vor allem in der heutigen und zukünftigen Arbeitswelt.

Viele, die ich kenne, scheuen sich davor klar auszusprechen, dass sie wissen, was sie tun und sich auskennen – mich selbst eingeschlossen. Denn damit erhöhen sich die Erwartungen anderer. Man muss liefern, sonst wird’s peinlich. Und deswegen lässt man es lieber gleich. Blöd nur, dass niemandem damit geholfen ist. Wenn jeder so denkt, findet sich niemand für die Aufgabe bzw. den Job. Blöd gelaufen.

Eine neue Lernkultur – fernab von Hierarchien

Statt uns im binären Denken an Begriffen wie Experte und Laie aufzuhängen, sollten wir es normalisieren, Dinge zu sagen wie „Ich mache das noch nicht so lange, aber ich kenne mich darin einigermaßen aus“ oder „Ich kann das recherchieren und etwas zusammenstellen. Den Feinschliff können wir dann gemeinsam machen“ ohne sich damit selbst ins Bein zu schießen. Unternehmen müssen verstehen, dass eine offene Kommunikation immer besser sein wird als ein Haufen von Lügnern, die sich als die eierlegende Wollmilchsau darstellen.

Denn wenn wir alle darauf warten, dass sich der Profi oder Experte der Sache annimmt, wird nie etwas geschehen – und man selbst wird wichtige Erfahrungschancen verpassen. Keiner ist als Alleskönner aus dem Mutterleib gekrochen, aus der Schule, Ausbildung oder Studium gekommen. Was uns gut in etwas macht, ist das tatsächliche Machen. Das Recherchieren, das Ausprobieren, das unzufrieden Sein und nochmal neu, beim nächsten Mal besser Machen.

Fail smart and mindfully

In der Startup-Kultur spricht man gern von „fail fast“, was nett klingt, die Sache aber zu simplistisch darstellt. Failure bzw. Scheitern allein bringt nur etwas, wenn man auch etwas dazugelernt hat und ein Projekt nicht wissentlich gegen die Wand gefahren hat. „Fail smart and mindfully“ fände ich persönlich besser – klingt halt nicht ganz so cool.

Aber wer bin ich schon, mich als Berufseinsteiger hier hinzustellen und von Expertentum zu sprechen? Nun, ich bin eine Person, die jede Gelegenheit zum Dazulernen nutzt, Dinge kritisch beobachtet und sich daran stört, dass Karrieretipps nur von „Experten“ stammen. Klar wissen die, wovon sie reden; klar sind das nützliche Erfahrungswerte. Aber manche Fragen, die man sich als Berufseinsteiger stellt, sind für die „alten Hasen“ längst kein Thema mehr – zum Beispiel, ob man sich denn nun Experte schimpfen darf oder nicht.

Man hört niemals auf zu lernen

Letztlich will ich Menschen einfach mit auf den Weg geben, dass man kein Experte sein muss, um zu wissen, was man tut.
Der Fingerschnips-Moment „So, jetzt bin ich Pro“ wird nicht kommen, man wird einer. Wer Experte ist und verlernt zu lernen, wird nicht allzu lange einer bleiben. Wer einen offenen Geist hat, bereit ist, jeden Tag zu lernen und nicht vor Herausforderungen davonrennt, ist nicht nur eine ziemlich coole Socke, sondern auch auf dem besten Weg ein Experte zu werden.

In dem Sinne: Hi, ich bin Sirona und bin zwar kein Karriere-Experte, aber lass uns doch drüber reden, wie das so ist mit der Arbeitswelt. Ich kann übrigens ganz interessante Dinge schreiben und hab ein gutes Gefühl dafür, was blöd und was gut aussieht. Freut mich, dich hier zu sehen.

Schrödingers Influencer: Warum machen alle [Werbung]?

Derzeit fluten Disclaimer wie [Werbung] die deutsche Ecke von Instagram – auch wenn man lediglich, das Café, in dem man das instagrammable Frühstück zu such genommen hat, markiert und ein Produkt empfiehlt, das man selbst gekauft hat und einfach gut findet, ganz ohne Aufforderung. Hintergrund ist ein Urteil des Berliner Landgerichts gegen die Bloggerin Vreni Frost – ein Urteil, dessen Echo schwer in der deutschen Medienblase diskutiert und an vielen Stellen aufgebauscht worden ist. Der durchschnittliche Instagram-Nutzer wird davon aber herzlich wenig mitbekommen haben bis kurz darauf die eingangs erwähnte [Werbung]-Flut Instagram überschwemmte. Für eine etwas ausgewogenere Einschätzung des Urteil kann ich übrigens diesen Artikel hier empfehlen. Übrigens, ist das jetzt unaufgeforderte, unbezahlte Werbung?

Ob und wie Influencer bezahlte Kooperationen oder unbezahlte, unaufgeforderte Empfehlungen als Werbung kennzeichnen müssen, möchte in diesem Beitrag nicht erläutern – sondern woher diese Aufmerksamkeit auf Influencer Marketing kommt.

Trust me, I’m an influencer

Es klingt eigentlich zu gut um wahr zu sein: Man empfiehlt Produkte, die einem gratis zugesendet worden sind und du kriegst Geld oben drauf. Aber warum lassen sich Marken überhaupt auf dieses Spiel ein? Es ist eigentlich denkbar einfach: Wenn klassische Werbung zwar noch funktioniert, aber längst nicht mehr so gut wie früher, und Online-Werbung vor den meisten Adblockern in die Knie geht, dann muss man eben umdenken. Und Influencer sind die eierlegende Wollmilchsau für Marken: Sie haben die mediale Reichweite, bringen eine vorausgewählte Zielgruppe mit sich und das Interesse und meist sogar Vertrauen der Follower – perfekte Grundvoraussetzungen.

Was heißt hier aber Vertrauen? Vergleichen wir doch folgende Situationen: Du siehst ein Plakat auf der Straße, dass dir einen neuen Brotaufstrich empfiehlt. Würdest du den Aufstrich kaufen? Vielleicht, wenn dich die Geschmacksrichtung anspricht oder wenn du bereits ähnliche Produkte dieser Marke ausprobiert und für gut befunden hast. Nun stellen wir uns vor, du hast zuvor noch nie von diesem Aufstrich gehört und ein Bekannter empfiehlt es dir ganz nebenbei, weil er oder sie ihn so gut findet. Muss ich noch fragen, welcher Empfehlung du eher nachgehen würdest? Wir hören eher auf Freunde, Familie und Bekannte, weil sie (vermutlich) nichts davon haben, dir ein Produkt weiterzuempfehlen. Weil Produktempfehlungen nicht das einzige Thema in eurer Beziehung sind, sondern nebenbei passieren. Und diese Personen kennen dich und wissen vermutlich, was zu dir passt und was nicht. Das, was wir üblicherweise als Werbung wahrnehmen, sei es nun ein Plakat, ein Radio-Spot oder eine Online-Anzeige kann nur hoffen, dich so auf dich zugeschnitten ansprechen zu können. Tatsächlich hören im weltweiten Schnitt 83% der Bevölkerung auf Empfehlungen von Bekannten und Familie – ein Wert, von dem klassische Werbung nur träumen kann.

Kenne deine Zielgruppe und du bist der Boss

Und hier bauen Influencer eine faszinierende Brücke: Sie sind die Person, die wie du und ich ist, vielleicht augenscheinlich ein bisschen cooler und informierter. Aber sie verringern die Distanz zwischen den Konsumenten und der Werbung. Sie sind vielleicht nicht dein Freund, aber sie können sich ein bisschen wie einer anfühlen, wenn sie auf Kommentare und Nachrichten antworten und in ihren Bildunterschriften immer dieses ominöse „euch“ benutzen: „Was steht bei euch heute so an? Wie findet ihr das und das?“ Da ist es also wenig verwunderlich, dass nach einer Studie der Keller Fay Group 82% der Konsumenten „sehr wahrscheinlich“ der Produktempfehlung eines Micro-Influencers nachgehen würden. Nicht unwichtig ist dabei auch die Einschätzung von Influencern als Experten, auch wenn tatsächlich das Gegenteil leider oft der Fall ist. Hier spielt eine grundlegende Theorie der Kommunikationswissenschaften eine große Rolle: die der Meinungsführerschaft. Menschen, die sich weniger intensiv mit Themen beschäftigen und informieren, suchen oder nehmen Rat von Menschen an, die sich intensiv mit den entsprechenden Themen auseinandersetzen und daher als kompetent, also als Meinungsführer, betrachtet werden. Auch wenn die These von Lazarsfeld, Berelson und Gaudet nicht eindeutig nachzuweisen ist, bleibt sie bis heute (vielleicht sogar mehr denn je) relevant – besonders im Online-Raum. Jeder größere Instagram-Account hat einen spezifischen Fokus, seien es Beauty, Ernährung, Sport, Reisen oder ähnliche. Die Annahme, dass die Person hinter diesem Account sich folglich gut mit diesen Themen auskennt, ist naheliegend – wer sich so häufig mit einem Thema auseinandersetzt, wird schon wissen, wovon er oder sie redet. Oben drauf hilft diese thematische Ausrichtung Marken natürlich die passende Zielgruppe zu finden: Vegane Nahrungsergänzungsmittel lassen sich beispielsweise besser über einen veganen Instagrammer verkaufen als über den Steak liebenden Fitness-Influencer.

Wunderwaffe Influencer-Marketing?

Das Influencer-tum ist aber auch ein zweischneidiges Schwert: Marken suchen zwar Menschen mit einer großen Followerzahl, denn schließlich können die eine größere Zahl an potenziellen Kunden ansprechen. Wer aber viele Follower hat und häufig Produkte empfiehlt – erst recht, wenn die empfohlenen Marken häufig wechseln und selten wiederkehren – verliert auf Dauer an Vertrauens- und Glaubwürdigkeit. Daher auch die Differenzierung zwischen Influencern und Micro- und Macro-Influencern in der oben erwäjhnten Keller Fay Studie. Denn letztlich kommt das Vertrauen nicht durch die Anwesenheit auf der gleichen Plattform, sondern durch die Beziehungspflege. Wie in nahezu allen Aspekten der Kommunikation, sei sie nun politisch, kommerziell oder privat, kommt auf die Beziehung und Authentizität der Beteiligten an. Denn wer mag schon Lügner?

Und genau deswegen ist eine Diskussion solcher Fragestellungen wie im Fall Vreni Frost im öffentlichen Raum so wichtig: Solange Konsumenten unaufgeklärt sind und keine Möglichkeit haben, zwischen privaten und kommerziellen Empfehlungen zu unterscheiden, bleibt viel Raum für Unfug und Heuchelei. Ob es aber sonderlich förderlich ist, pauschal alles als Werbung zu deklarieren, ist fraglich. Ebenso wie die Tatsache, dass solche Themen selten die Medienblase verlassen und die Allgemeinheit erreichen. Da brauchen wir wohl dringend mehr Meinungsführer im Medien- und Online-Bereich.

Medienkonsum: Warum ich gerne die Spielverderberin bin

Um mit mir Filme oder Serien zu sehen, muss man Nerven haben – dessen bin ich mehr sehr bewusst. An meinem Verhalten (in diesem Kontext) werde ich in naher Zukunft dennoch nichts ändern – denn ich bin der festen Überzeugung, dass Medien kritisch betrachtet werden sollten. Und das gilt vor allem für Unterhaltungsmedien. Das bekommt der Freund derzeit wieder schwer zu spüren, denn wir schauen Penny Dreadful – er zum ersten Mal, ich zum zweiten Mal und habe deswegen natürlich umso mehr Vorwissen und Anlass zum Kommentieren. Was ich sehr oft tue. Ich liebe diese Serie über alles – gerade weil sie so unperfekt ist, ihre Probleme hat und sich so herrlich kontrovers diskutieren lässt. Aber warum kann man denn Unterhaltung nicht einfach als Unterhaltung genießen, vollkommen frei von Interpretationen und Ideologien? So gut gemeint der Wunsch nach Unterhaltung um der Unterhaltung Willen auch sein mag, ich halte ihn nicht nur für unerfüllbar, sondern auch für naiv.

Kinder durchleben im Laufe ihrer Entwicklung verschiedenste Phasen – Erwachsene genauso, wir neigen nur dazu das zu ignorieren. Manche Erwachsene bleiben sogar ganz Kind. Und Medien haben einen wahnsinnigen Einfluss auf diese Phasen, dazu muss man nur an Fastnacht, Halloween oder Eltern auf ihre Kinder im Elsa-Kostüm ansprechen. Man erinnere sich auch an den Trubel um Harry Potter in den 90ern und 00ern und wie die Fantasy-Reihe auch jetzt noch (m)eine Generation bewegt. Obwohl wir doch wissen, dass Kinder jeglichen Input um sich herum wie Schwämme aufsaugen – wenn auch glücklicherweise nicht immer ganz unkritisch – fehlt oft das Bewusstsein für die Inhalte, die wir ihnen vorsetzen. Und selbst wenn man sich dessen bewusst ist, fällt die Selektion schwer. Und das nicht ohne Grund, wenn es doch oft genug die Erwachsenen sind, die vollkommen unkritisch Medien konsumieren. Wenn Frauen 50 Shades of Grey als romantisch-erotisch wahrnehmen und es ihnen auch so verkauft wird, trotz der offensichtlichen Parallelen zu häuslicher Gewalt, Missbrauch und Manipulation, dann fragt man sich, in welchen Maßen der moderne Mensch wirklich emanzipiert und kritisch Medien konsumiert. Auch wenn wir alle Dinge hinterfragen können, muss das kritische Betrachten von Medien meist erst gelernt werden. Und mit kritischem Betrachten meine ich nicht die trump’sche Trotzreaktion, wenn etwas nicht gefällt, sondern Muster, subtile und nicht immer absichtliche Nachrichten zu erkennen. Die Werkzeuge dafür, werden im Laufe der Schulzeit meist angedeutet oder vielleicht sogar gegeben, aber vielen auch im gleichen Schritt schon madig gemacht. Wenn Schüler  – und Lehrer! – in der Interpretation von Texten nur eine langweilige Pflichtübung sehen und nicht das Erlernen eines tieferen Verständnisses, wie kann man dann Interesse daran entwickeln auch im eigenen Alltag später Medieninhalte zu verstehen?

Es wäre wahrscheinlich eine angenehme Abwechslung, wenn man einen Film oder eine Serie anschalten könnte, die man vollkommen unpolitisch betrachten könnte. Einfach nur unterhalten werden ohne sich Gedanken machen zu müssen – das wünsche ich mir selbst oft genug, denn auf Dauer kann es auch sehr anstrengend sein, in jedem Kontext das Positive und Negative zu sehen. Aber die Grenze zum mutwilligen Ignorieren und Schönreden ist schnell überschritten. So wie es angenehmer wäre, jedes Zurufen und Nachstarren auf den Straßen zu ignorieren, will man doch einfach Ruhe und kann solche Geschehnisse nur aktiv verdrängen. So lernt man auch in Filmen und Serien Gegebenheiten zu bemerken, die einem (unangenehm) auffallen – und es ist schwieriger im Nachhinein diese aktiv zu ignorieren, um Medien bloß zur Unterhaltung zu konsumieren. Es hat seinen Grund solche Gegebenheiten zu bemerken, denn es zwingt dazu sich mit ihnen auseinanderzusetzen, man entwickelt eigene Standpunkte und es macht einem zum mündigen Rezipienten. Wer sich kritisch mit Inhalten auseinandersetzt, wird zum aktiven Part statt zum passiven Rezipienten.

Und diese aktive Rolle lässt einen mitgestalten – nicht immer direkt, aber dennoch aktiv. Aber warum sollte ich Filme und Serien mitgestalten wollen? Ich will sie doch nur sehen? Wer kritisch Medien konsumiert, sein Feedback teilt und bewusst Inhalte wählt, die er sehen möchte, der vermittelt, welche Inhalte gut ankommen. Stark vereinfacht gesprochen: Wer Filme mit schlecht entwickelten Charakteren und langweiligen Handlungen kritisiert, anderen davon abrät, sich diese Filme anzusehen und sie selbst nicht rezipiert, vermittelt damit einen klaren Standpunkt. Schließen sich dem genug Menschen an, müssen Filmemacher reagieren und nachforschen, wo das Problem liegt. Auf Dauer werden sie gezwungen sein, Filme mit komplexeren Charakteren und interessanteren Handlungen zu machen. Schweigt aber jeder bei solch schlechten Filmen und schaut sie sich trotz der schlechten Qualität an, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass überhaupt irgendwer den Mund öffnet. Medieninhalte sind ein maßgeblicher Teil unserer Gesellschaft, sie sind eng verwoben mit der öffentlichen Meinungsbildung – selbst wenn es fiktive, unterhaltungsorientierte Inhalte sind – und unterliegen ständigem Wandel. 50 Shades of Grey mag erfolgreich sein und eine riesige Fangemeinschaft haben; aber da gibt es auch die Menschen, die die Bücher und Filme offen kritisieren, die Probleme zum Thema machen und andere Personen damit sensibler für diese Themen machen.

Auch Unterhaltung vermittelt Wert – und das oft mit so viel mehr Schlagkraft als erzieherische Versuche, eben weil Unterhaltung subtiler funktioniert. Sieht ein Kind umso mehr Filme und Serien, die Mädchen als passive Prinzessinnen zeigen, die auf Rettung angewiesen sind, und Jungen als starke Helden, die niemals Angst haben und Gefühle zeigen dürfen, wird diese Auffassung mit jedem Inhalt mehr verstärkt bis die Kinder sich gar nicht mehr bewusst sind, dass das ursprünglich gar nicht ihre eigene Idee war. Wir können uns diesen subtilen Nachrichten niemals ganz entziehen und Medieninhalte möchten diese Werte womöglich gar nicht bewusst vermitteln – diese Inhalte werden schließlich auch nur von Menschen gemacht, die selbst mit unterschwelligen Nachrichten konfrontiert werden. Aber sprechen wir darüber, wie wir etwas wahrnehmen, kritisieren es, diskutieren darüber und tauschen uns aus, dann profitieren wir alle von diesem Lernprozess.

Ein GIF von Gilmore Girls zu Filmen